Grauer Star
Beim grauen Star handelt es sich um eine Eintrübung der Augenlinse. Die Linse wird mit dem Alter immer dicker und trüber wodurch das Sehvermögen abnimmt. Ohne Operation wird das Sehen immer schlechter und die Linse trübt vollständig ein (Cataracta matura).
Typische Symptome
- Abnahme der Sehschärfe
- Verschwommene Sicht
- Abnahme von Farb- und Kontrastsehen
- erhöhte Blendempfindlichkeit
- häufige Änderung der Brillenwerte
- Doppelbilder
Was sind die Ursachen?
- Natürlicher Alterungsprozess
- Zuckerkrankheit (Diabetes)
- Trauma
- Cortisoneinnahme
- hohe Strahlenbelastung
Wie wird der Graue Star behandelt?
Der Graue Star kann nur operativ behandlet werden. Die Operation des Grauen Stars ist der häufigste Eingriff in Deutschland. Die Operation ist sicher und effektiv. Bei der Operation wird die getrübte Linse operativ entfernt und durch eine Kunstlinse ersetzt. Wir führen die Operation des Grauen Stars in minimal-invasiver Technik nach dem aktuell modernsten Stand in Tropfanästhesie durch. Normalerweise wird die Operation ambulant durchgeführt. In seltenen Fällen bei komplizierter Ausgangslage oder gravierenden Begleiterkrankungen erfolgt die Operation stationär in unserer Augenbelegabteilung im Klinikum Esslingen. Die postoperativen Kontrollen erfolgen meist durch den zuweisenden Augenarzt.
Behandlungsschritte
1. Voruntersuchung
Vor der grauen Star Operation wird eine umfassende Untersuchung der Augen durchgeführt, um den Zustand Ihrer Augen genau zu erfassen, Risiken zu vermeiden und die bestmögliche Behandlung zu planen.
- Ein wichtiger Schritt der Voruntersuchung ist die Biometrie. Bei der Biometrie wird die Länge des Augapfels und die Krümmung der Hornhaut gemessen. Diese Messungen helfen, die Brechkraft der neuen Linse präzise zu berechnen, damit Sie nach der Operation wieder klar und scharf sehen können. Die optische Biometrie ist ein schmerzfreier und sicherer Prozess, der nur wenige Minuten dauert. Sie ist ein entscheidender Schritt, um das bestmögliche Ergebnis bei der Grauen Star Operation zu erzielen.
- Besprechung der verschiedenen künstlichen Linsen, die implantiert werden können und ihre Funktionen.
2. Operation
3. Nachsorge
Nach der Operation ist eine sorgfältige Nachsorge wichtig, um eine komplikationslose und erfolgreiche Heilung zu gewährleisten und das bestmögliche Sehvermögen zu erreichen:
- Direkt nach der Operation: Ihr Auge wird mit einem Verband geschützt, der zu Hause entfernt wird.
- Augentropfen: Sie erhalten verschreibungspflichtige Augentropfen, die den Heilungsprozess beschleunigen, Infektionen vorbeugen und die Heilung fördern. Es ist wichtig, diese Tropfen regelmäßig und wie vom Arzt verordnet anzuwenden.
- Kontrolluntersuchungen: Am 1. postoperativen Tag sollte eine Kontrolluntersuchung bei uns oder ihrem zuweisenden Augenarzt erfolgen. Weitere Nachsorgetermine erfolgen, um die Heilung zu überwachen und sicherzustellen, dass keine Komplikationen auftreten.
Linsen
Intraokularlinsen
Intraokularlinsen (IOLs) sind künstliche Linsen, die die natürliche trübe Linse ersetzen. Es gibt verschiedene Arten von Intraokularlinsen, die nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten ausgewählt werden. Die wichtigsten Unterschiede liegen in der Art und Weise, wie diese Linsen das Sehen in verschiedenen Entfernungen korrigieren.
Monofokale Linsen
Monofokale Linsen sind so konzipiert, dass sie einen Brennpunkt (Fokus) haben und das Sehvermögen in einer Entfernung optimieren, d.h. einen Gegenstand nurin einer bestimmten Entfernung scharf auf der Netzhaut abbilden. Gegenstände davor oder dahinter werden unscharf abgebildet. Das bedeutet, dass Patienten nach der Operation zum Beispiel in der Ferne ohne Brille scharf sehen und in der Nähe eine Lesebrille benötigen, um scharf zu sehen.
Sonderlinsen
Sonderlinsen, auch als Speziallinsen oder Premium-Intraokularlinsen bezeichnet, sind speziell entwickelte Linsen, die mehrere Brennpunkte haben oder eine Hornhautverkrümmung korrigieren. Sie ermöglichen eine größere Brillenunabhängigkeit als Standard-Linsen, die nur eine einzige Brennweite (Fokus) bieten. Aufgrund ihrer komplexen Optik und der höheren Anforderungen an das Auge ist es entscheidend, dass vor der Operation mögliche Augenerkrankungen, die die Funktionalität der Multifokallinsen einschränken, erkannt werden. Daher sind spezielle Voruntersuchungen unerlässlich, um sicherzustellen, dass Sonderlinsen für Sie geeignet sind.
Torische Intraokularlinsen (IOLs): Eine Lösung bei Hornhautverkrümmung
Torische Intraokularlinsen (IOLs) sind spezielle künstliche Linsen, die eine reguläre Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) korrigieren. Eine Hornhautverkrümmung führt in allen Entfernungen zu unscharfem Sehen. Torische Linsen sind so gestaltet, dass sie die Hornhautverkrümmung ausgleichen und dadurch eine scharfe Sicht ermöglichen. Hierfür müssen die torischen Linsen bei der Operation präzise in einer bestimmten Ausrichtung (Achse) im Auge eingesetzt werden. Patienten, die vor der Operation eine Brille oder Kontaktlinsen zur Korrektur ihrer regulären Hornhautverkrümmung benötigen, können nach der Implantation von torischen Linsen in der Regel auf diese Hilfsmittel verzichten.
Multifokale Linsen
Multifokale Linsen ermöglichen das Sehen in mehreren Entfernungen. Sie versuchen die Fähigkeit der Naheinstellung (Autofokus) der natürlichen Linse zu imitieren. Hierfür haben sie mehrere Brennpunkte, die das Licht aus verschiedenen Entfernungen auf der Netzhaut fokussieren. Diese Linsen ermöglichen Patienten nach der Operation eine größere Brillenunabhängigkeit. Es wird zwischen trifokalen und EDoF-Linsen unterschieden.
Trifokale Linsen
Trifokale Linsen korrigieren das Sehen in drei Entfernungen (Nähe, mittlere Entfernung und Ferne). Dadurch erreichen viele Patienten nach der Operation eine Brillenunabhängigkeit. Es gibt jedoch Nebenerscheinungen, die bei trifokalen Linsen auftreten können siehe unten.
Extended Depth of Focus (EDoF)-Linsen
EDoF-Linsen oder Intraokularlinsen mit erweiterter Tiefenschärfe, stellen eine Weiterentwicklung mit verlängerter Brennweite dar. Diese Linsen erzeugen eine kontinuierliche Tiefenschärfe, die eine gute Sicht von der Ferne bis zu mittleren Entfernungen (ca. 50 – 60 cm) ohne abrupte Übergänge ermöglicht. Das bedeutet, dass Patienten mit EDoF-Linsen in der Regel eine sehr gute Sicht in der Ferne und im Zwischenbereich (PC-Bildschirm) haben, aber für das Lesen in der Nähe eine Lesebrille benötigen. EDoF-Linsen bieten eine natürlichere Seherfahrung mit deutlich weniger Blendungen und Halos im Vergleich zu trifokalen Linsen.
Mögliche Probleme bei multifokalen Linsen:
Blendung und Halos:
Eines der häufigsten Probleme, die Patienten mit multifokalen Linsen erleben, ist das Auftreten von Blendungen und Halos, besonders bei schlechten Lichtverhältnissen, wie nachts beim Autofahren. Diese Phänomene entstehen, weil das Licht in mehrere Brennpunkte aufgeteilt wird, um das Sehen in verschiedenen Entfernungen zu ermöglichen. Während viele Patienten sich an diese Effekte gewöhnen, können sie für einige sehr störend sein, insbesondere bei Aktivitäten wie dem nächtlichen Autofahren.
Kontrastempfindlichkeit:
Patienten mit multifokalen Linsen können eine reduzierte Kontrastempfindlichkeit erleben. Das bedeutet, dass feine Unterschiede in der Helligkeit von Objekten schwerer wahrnehmbar sind, was das Sehen bei schwachem Licht erschweren kann.
Neuroadaptation/Anpassungszeit:
Nach dem Einsetzen von multifokalen Linsen kann es einige Zeit dauern, bis sich das Gehirn an die neuen visuellen Bedingungen anpasst. In dieser Anpassungsphase können Patienten Schwierigkeiten haben, zwischen den verschiedenen Brennpunkten zu wechseln, was sich in verschwommenem Sehen oder Unschärfe äußern kann. Diese Phase ist normalerweise vorübergehend, kann aber mehrere Wochen bis Monate dauern.
Restfehlsichtigkeit:
Obwohl multifokale Linsen entwickelt wurden, um das Sehen in mehreren Entfernungen zu verbessern, erreichen sie nicht immer eine perfekte Sehkorrektur für alle Entfernungen. Einige Patienten benötigen möglicherweise weiterhin eine Brille für bestimmte Aufgaben, insbesondere für sehr nahes oder sehr präzises Sehen.
Unzufriedenheit mit den Ergebnissen:
Nicht alle Patienten sind mit den Ergebnissen von multifokalen IOLs zufrieden. In einigen Fällen können die visuellen Phänomene oder die Unfähigkeit, in allen Entfernungen ohne Brille zu sehen, zu Frustration führen. Es ist wichtig, vor der Operation realistische Erwartungen zu haben und zu verstehen, dass multifokale Linsen nicht für jeden die beste Lösung sind.
Welches ist die richtige Wahl?
Die Wahl der richtigen Kunstlinse hängt von den individuellen Sehbedürfnissen, Wünschen und Lebensgewohnheiten des Patienten ab. Monofokale Linsen sind eine gute Option für Patienten, die hauptsächlich in einer Entfernung gut sehen möchten und kein Problem damit haben, für andere Entfernungen eine Brille zu tragen. Mit monofokalen Linsen und Brille erreichen Sie das beste Sehvermögen. Trifokale Linsen sind geeignet für Patienten, die in der Ferne, dem Intermediär- und Nahbereich möglichst ohne Brille sehen möchten und bereit sind Nachteile wie Blendung/Halos und ein verringertes Kontrastsehen zu akzeptieren. EDoF-Linsen bieten eine gute Balance zwischen mehr Brillenunabhängigkeit im Fern- und Zwischenbereichssehen und geringeren Nachteilen als bei den klassischen trifokalen Linsen .
Wir helfen Ihnen die beste auf Sie zugeschnittene Entscheidung basierend auf Ihrem Lebensstil, individuellen visuellen Erwartungen und Vorstellungen zu treffen. Jeder Patient hat unterschiedliche Bedürfnisse, und die Wahl der richtigen Linse kann die persönliche Lebensqualität nach der Operation deutlich verbessern.